Styropor mit Klettband
Ich teste Epoxid, Polyurethan und PVAc-Weißleim: Womit kann ich am besten Klettband auf Styropor kleben – vermutlich einer der schwierigsten Klebenfälle überhaupt.
[note]Video im Beitrag.[/note]
Der Klebefall
Styropor
Styropor ist nicht extrem schwierig zu kleben, das Hauptproblem ist, dass ich keinen Lösungsmittelhaltigen Kleber verwenden darf, da Styropor sehr empfindlich auf sehr viele Lösungsmittel reagiert und im besten Fall durch einen Lösungsmittel basierten Kleber die strukturelle Integrität gefährdet wird, im Regelfall wird das Objekt aus Styropor allerdings komplett zerstört.
In Frage kommen also nur Zwei-Komponenten Kleber oder Dispersionskleber mit Styropor kompatiblen Harz-Komponenten. Naheliegende Kandidaten
Klettband
Für meinen Versuch verwende ich Velcro™ Standard Textile Hook 30 mm in Farbe 10.
Klettband besteht aus einem Rücken mit eingeflochtenen Klettfäden, die immer aus Kunststoff sind. Die Haken sind immer aus Polyester, die Schlaufen können aus Polyester, Polyamid oder in Spezialanwendungen aus Teflon sein. Der Rücken ist meist aus Polyester oder Polyamid oder einer Mischung der beiden, es gibt aber auch Versionen mit Baumwolle (das wäre zum Kleben natürlich ein Traum 🙂 ) oder Glasfaser.
Die gute Nachricht ist, dass sich Polyester und Polyamid im Prinzip durchaus kleben lassen, weil die Oberfläche nicht so inaktiv ist, wie zum Beispiel bei Polypropylen oder Polyethylen. PE und PP bieten da ganz andere Probleme! Beispielsweise sind Verbundmaterialien aus Epoxid und dem Polyamid Kevlar bewährt und millionenfach im Einsatz.
Die Filamente, aus denen Klettband hergestellt wird, sind allerdings oberflächlich passiviert und vergleichsweise elastisch, so dass Klebstoffe per se erstmal nicht unkritisch in der Anwendung sind. Die Hersteller verwenden deswegen fast immer dauerklebende dauerviskose Klebstoffbeschichtungen. Hinzu kommt, dass sich der Rücken nur sehr schlecht anschleifen lässt und dass chemische Korrosion aufwändig ist und man dazu Chemikalien benötigt, die vielleicht nicht ohne weiteres zu bekommen sind. Ich denke da an konzentrierte Phosphorsäure und n-Hexan.
Ich führe deswegen den Klebeversuch erstmal ohne Vorbereitung des Hakenbandes durch.
Das Video
Die Auswertung
Epoxid
Am Styropor hat sich eine extrem gute und flächige Haftung ergeben, das Epoxid ist sogar problemlos in die kleinen Poren eingedrungen. Leider hat sich am Klettband eine absolut mangelhafte Haftung ergeben, es war fast, als ob das Klettband mit Formtrennmittel imprägniert war.
Das könnte aber auch daran liegen, dass die Schichtdicke des Epoxids durch das gute Verlaufen sehr gering war und wahrscheinlich kaum Epoxid in das Klettband eingedrungen ist.
PU
Sehr guter Auftrag, keine Probleme mit Oberflächenspannung. Da das PU deutlich viskoser war als das Epoxid war auch die Schichtdicke etwas höher. Vielleicht hat das zu dem hervorragenden Klebeergebnis beigetragen. Wie auch immer: Das PU hat hervorragend am Styropor gehaftet und ebenso am Klettband.
PVAc
PVAc Weißleime sind nicht per se wasserfest, ich habe daher einen Härter zugegeben, der den Weißleim wasserfest macht. Allerdings muss er dafür innerhalb einiger Stunden gründlich antrocknen.
Leider stellt sich heraus, dass die Kombination von Styropor und Kunstoff-Klettband zu dampfundurchlässig war um ein ausreichend schnelles Antrocknen zu gewährleisten. Ansonsten ist die Performance des Weißleimes gar nicht so schlecht, wie man sieht. Ich denke, wenn du Stoff, Papier oder etwas ähnliches an Styropor befestigen möchtest, ist es gar nicht so eine schlechte Idee, dem Weißleim eine Chance zu geben!
Immerhin ist er billig, gesundheitlich unbedenklich, lange haltbar und super zu verarbeiten.