Schlagzeug: Super-Isolierender Kopfhörer – Selbstbau
Für das Üben mit meinem Schlagzeug baue ich mir einen Super-Isolierenden Kopfhörer: Ich baue einen professionellen Sony MDR-7506 Studio-Kopfhörer in einen professionellen 3M Peltor Optime III Gehörschutz ein.
Rationale
Ich hätte gern einen sehr stark isolierenden (= mit hoher Außengeräuschunterdrückung) Kopfhörer für mein Schlagzeug. Menschen mit einem analogen Schlagzeug wünschen sich manchmal so einen Kopfhörer, damit man den Monitorsound besser durch den Höllenlärm des akustischen Schlagzeugs hören kann. Bei meinem elektronischen Schlagzeug ist das Problem ähnlich gelagert. Die unerwünschten Geräusche sind hier im Wesentlichen die Klopfgeräusche der Sticks auf die gummierten Becken, die sich störend dem Klang überlagern. Besonders nervt das bei der HiHat, die vom natürlichen Klang nicht so laut und klanglich recht nuanciert ist (offen, geschlossen, öffnend, schließend, etc.).
Im Vergleich mit anderen Schlagzeugkopfhörern, die ich getestet habe, bietet dieser Selbstbau eine ganz andere Dimension, finde ich zumindest.
Der Peltor Optime III von 3M ist einer der stärksten Gehörschutze am Markt. Eine doppelwandige Konstruktion und eine Lage viskoelastischer Schaumstoff, ähnlich wie Sorbothane, sorgen für eine respektable Außengeräuschdämpfung von SNR = 34 dB.
Der Sony MDR-7506 Studio-Kopfhörer ist vor allem gut geeignet, weil er komplett zerlegbar ist und zwar nur mit Schrauben, man muss nicht brechen oder sägen. Davon unabhängig ist der Sony MDR-7506 aber auch ein Kopfhörer mit ganz hervorragendem Klang, sehr analytisch, hoch aufgelöst und mit guter Reichweite bis in die tiefen Bässe.
Außengeräuschdämpfung
Die 34dB SNR des 3M Peltor Optime III entsprechen einer Absenkung der Außengeräusche um Faktor 50. Der KAT Percussion KTUI26 Schlagzeugkopfhörer bietet mit 26dB nur eine Absenkung um Faktor 20, der Extreme Isolation EX-29 B mit 29 dB eine Absenkung um Faktor 28. Abgesehen davon, dass die 29 dB beim Extreme Isolation EX-29 B einfach nicht stimmen, das scheint mir eine reine Marketingzahl zu sein, ist die Absenkung um Faktor 50 des 3M Gehörschutzes doch noch mal eine ganz andere Hausnummer.
Bonus
Der 3M Peltor Optime III ist ein professioneller Gehörschutz und dementsprechend kannst Du neue Ohrpolster kaufen und einbauen. Bei 3M nennt sich das „Hygieneset”.
Zerlegen
3M Peltor Optime III
Ganz simpel, alles nur Schnapp-Ein-Montage. Die Teile sitzen aber sehr stramm, da musst Du schon ein wenig aufpassen, dass Du das Plastik nicht zu sehr verbeulst. So sieht das ganze dann zerlegt aus:
Die weißen Pads sind aus viskoelastischem Schaumstoff. Die schwarzen Außenkapseln habe ich auf dem Foto schon abgeschliffen, weil ich den Kopfhörer gern lackieren möchte. Die Lackierung ist natürlich nur für die Optik und für die Funktion nicht relevant.
Sony MDR-7506
Der Sony-Kopfhörer zerlegt sich ebenso leicht, wie der Gehörschutz.
Die einzige Kleinigkeit ist, dass man natürlich den Treiber vom Kabel ablöten muss:
An der Halteplatte ist der Treiber durch einen Snap-In-Spannring befestigt, den Spannring werde ich weiterbenutzen, um den Treiber in die neue Platte einzubauen.
Zusammenbauen
Zum Zusammenbauen brauche ich natürlich eine neue Halterung für den Treiber. Die habe ich gedruckt, den Orginal-Spannring kann man hier dann auch von oben einstecken und so den Treiber genau so befestigen, wie beim Original:
Und so sieht das dann mit eingebautem Treiber aus, den Treiber habe ich zusätzlich noch mit hochviskosem Silikongummi befestigt, nicht, dass der Treiber noch anfängt zu klappern, weil er zu lose eingespannt ist:
Als nächstes verkleide ich den Treiber noch mit Akustik-Stoff, um ihn gegen Staub und Schmutz zu schützen, ich habe einfach den Rand des gedruckten Teils ganz schmal mit Sekundenkleber eingeschmiert und den Stoff draufgedrückt. Das würde nicht ewig halten, aber beim Zusammenbau wird der Stoff eh mit großer Kraft gegen einen Plastikrahmen gepresst, von daher muss die Klebung auch gar nicht lange halten, nur für die Montage:
In der linken Außenkapsel brauche ich zwei Löcher, ein größeres für das Anschlusskabel, ein kleineres für das Kabel vom linken Treiber zum rechten, den Original-Knickschutz vom Sony-Kopfhörer habe ich auch weiterverwendet. Für die Zugentlastung habe ich das Anschlusskabel einfach in einer kleinen Schleife gelegt und eingeklemmt, das wird locker ausreichen.
Das Kabel von der linken zur rechten Kapsel klebe ich ganz einfach schön sauber an den Rand des Kopfbügels, das geht hervorragend und sieht sehr ordentlich aus. Ich nehme wenig Kleber, dann kann ich zur Not später das Kabel noch mal lösen, wenn ich will.
Fertig
Das Ergebnis ist für mich extrem zufriedenstellend, das gute Auflösungsvermögen des Sony MDR-7506 ist erhalten geblieben, die Bässe gehen hervorragend weit runter. Bei 10 Hz habe ich, anders als bei meinem Schlagzeug-Kopfhörer von Roland und anders als bei zwei Vergleichsmodellen von Sennheiser ein klares tiefes Brummen. Bei einer meiner Lieblingsaufnahmen von 2Cellos dachte ich zuerst, der Kopfhörer wäre Schrott, weil eine Stelle extrem Übersteuert klang, das kam aber einfach nur sehr viel deutlicher raus, als bei meinen anderen Kopfhörern.
Die Außengeräuschunterdrückung mag sich durch die Bohrerei und das Kabel verschlechtert haben, ist aber in jedem Fall phänomenal! Besonders die HiHat klingt jetzt sehr viel nuancierter und metallischer, vermutlich einfach, weil die nervigen Klopf- und Öffnen/Schließen-Geräusche endlich nicht mehr zu hören sind. Hat sich in jedem Fall gelohnt!
Hörbeispiel
Macht natürlich keinen Sinn, den Klang der Konstruktion kann ich natürlich nicht so einfach als Hörbeispiel reproduzieren, ich habe weder ein kalibriertes Mikrofon, noch ein superteures Studio-Aufnahmegerät und was macht Dein Lautsprecher dann daraus? Wer weiß?
Aber ich würde schon gern illustrieren, wie es mit der Dämpfung aussieht, auch wenn das nicht viel einfacher ist.
Ein elektronisches Schlagzeug erzeugt ja zwei Arten von Geräuschen: Die gewollte elektronische Wiedergabe des Schlagzeugklangs und ein Störgeräusch, dass entsteht, wenn man mit dem Stick auf das Gummi der Becken oder das Siebgewebe der Drums klopft und besonders störend und sehr laut: Das Klappgeräusch vom Öffnen und Schließen der gummierten HiHat-Becken.
Ich habe das Schlagzeug per Mikrofon vom Monitor abgenommen, den ich dafür in einen anderen Raum getragen habe und ich habe das Schlagzeug bei ausgeschaltetem Monitor, also nur die Klopfgeräusche, aufgenommen und das Ganze dann im direkten Vergleich im Kopfhörer versucht so abzumischen, wie ich persönlich es wahrnehme. Auch das ist gar nicht so einfach, weil natürlich die Klopfgeräusche durch den Kopfhörer viel viel basslastiger werden, sich also auch etwas anders anhören, als per Außenmikrofon aufgenommen. Einen Kunstkopf wollte ich deswegen aber nicht gleich bauen.
Hier also im Vergleich:
- Nur die Störgeräusche vom Klopfen und Klappen
- So hört sich der Sound im Kopfhörer + Störgeräusche im Roland RH 300V an:
- Und so im Selbstbau:
Randnotiz: Finish
Ich habe die Kapseln in Mattschwarz mit der hervorragenden Liquitex Professional Spray Paint in Karbonblack lackiert, die aber wegen des extrem geringen Lösungsmittelgehaltes nicht gut für Kunststoff geeignet ist, deswegen habe ich die Kapsel, die aus ABS ist, mit CODU TEC 1K-Hightech Kunststoff-Haftgrund Spray grundiert, das ging ganz hervorragend. Als Finish habe ich noch 5 Schichten 2K Autolack in matt, SprayMax 680 065 transparent matt (12+/-3 Glanzeinheiten bei 85° Messwinkel) aufgebracht. Das Ergebnis ist optisch für mich extrem zufriedenstellend und hat schon einige Ditscher schadlos überstanden. Die genannten Produkte kann ich uneingeschränkt empfehlen.
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ich habe mir die töner von einem beyerdynamik schlagzeugköpfhörer , weil der zu schlecht dämmte , in einen peltor optime 1 eingebaut .
der optime 3 bringt mir persönlich bei der arbeit nicht mehr schallschutz , im gegenteil , durch die größere masse üben die kalotten eine stärkere druck/sog pump-belastung am ohr aus . zusätzlich trage ich eine pannesamt-kappe damit sich der kopfhörer nicht festsaugt .