Achtung vor billigem Silikonschlauch: billiges PVC als Silikon getarnt!
Kaum zu glauben? 100m Silikonschlauch für rund 20€? Tja, wer billig kauft, kauft zwei mal. Aber auch teurer Schlauch auf E-Bay muss nicht immer aus dem angepriesenen Silikon bestehen: Eine kleine Anleitung zum Entlarven der Schummler.
Die Materialien im Vergleich
Silikonschlauch ist frei von heterogenen Komponenten, praktisch lebensmittelecht, extrem langlebig und hitzestabil. Normaler Silikonschlauch sollte ohne Mühen 250° C aushalten, außerdem ist er extrem chemikalienresistent. Er kann also abgekocht oder sogar autoklaviert werden, flutscht auch bei heißem Wasser nicht von der Olive oder dem Schlauchnippel, kann auch nach Jahrzehnten noch mühelos von eben dieser Olive oder dem Schlauchnippel abgezogen und vor allem auch wieder aufgeschoben werden. Du kannst ihn mit Lösungsmittel reinigen, wenn du möchtest. Dafür ist Schlauch aus Silikongummi deutlich teurer als PVC-Schlauch, 100m PVC-Schlauch 4/6 kosten etwa 15 €, während Silikonschlauch 4/6 mit rund 80 € pro 100 m zu Buche schlägt.
PVC-Schlauch enthält heterogene Weichmacher (zumindest der bezahlbare, den Privatpersonen kaufen können), deswegen nur eingeschränkt lebensmittelecht, zum Beispiel nicht geeignet für Milch und heiße Getränke, richtig billiger kann sogar extrem gesundheitsschädliche Weichmacher enthalten. PVC-Schlauch ist lichtempfindlich, wird bei Wärme weich und verformt sich schon in kochendem Wasser irreversibel. Normaler PVC-Schlauch sollte nicht über 40° C eingesetzt werden, außerdem ist er nicht besonders chemikalienresistent, wenngleich er Chlorbleichlauge sehr gut verträgt. Er darf keinesfalls abgekocht oder gar autoklaviert werden, flutscht bei heißem Wassern sofort von der Olive oder dem Schlauchnippel, kann schon nach einem Jahr nicht mehr mühelos von eben jener Olive oder dem Schlauchnippel abgezogen, weil er sich irreversibel verformt und versprödet. Ein Schlauchende, dass längere Zeit auf einem Schlauchnippel steckte, kann nur noch abgeschnitten werden. Dafür ist Schlauch aus PVC deutlich billiger als PVC-Schlauch, 100m PVC-Schlauch 4/6 kosten etwa 15 €, während Silikonschlauch 4/6 mit rund 80 € pro 100 m zu Buche schlägt.
Aus diesem Grund tauchen immer wieder, gerade auf E-Bay gefälschte PVC-Schläuche auf, die als deutlich teurere Silikonschläuche verkauft werden. Als ob das nicht reicht, handelt es sich zusätzlich meist nicht, wie beworben um 4/6er Schlauch, sondern um 4/5, also mit einer Wandstärke von 0.5 mm statt 1 mm, wodurch der Schlauch schneller abknickt und lockerer auf den Schlauchnippeln sitzt. Der PVC-Schlauch wird sogar extra mattiert um das leicht milchig trübe Aussehen von Silikonschlauch nachzuahmen.
Wie echt von unecht unterscheiden?
Zum Glück gibt es wenige Kunststoffe, die so einfach zu unterscheiden sind wie PVC und Silikon. Ein erstes Indiz ist der Geruch, Silikon ist immer absolut geruchsneutral, das preiswerte PVC der trojanischen Schläuche duftet deutlich nach Schlauchboot, stärker ist der Effekt, wenn du den gesamten Schlauch über Nacht in eine Plastiktüte gibst.
Der PVC-Schlauch ist eigentlich transparent und nur außen mattiert, das ist optisch gut von Silikonschlauch zu unterscheiden, der durchgehend leicht milchig ist. Der PVC-Schlauch ist deswegen von der Mattierung her auch etwas gröber.
Wenn Du beide Materialien kennst, kannst Du den Unterschied auch fühlen: Der Silikonschlauch fühlt sich extrem elastisch und gummiartig an und wenn er sehr sauber und neu ist quietscht er richtig. PVC-Schlauch ist weniger elastisch und fühlbar zäher und die Oberfläche ist bei dem falschen Schlauch nicht so glatt.
Brandverhalten
PVC-Schlauch brennt mit stark rußender, leuchtender Flamme, der Schlauch schmilzt schon vor der Entzündung sehr stark, die Mattierung der Oberfläche verschwindet. Während der Schlauch brennt fängt er sehr stark an zu fließen und tropft schließlich ab.
Silikon-Schlauch brennt mit kleiner, weißer Flamme, der Schlauch schmilzt überhaupt nicht, weder vor der Entzündung, noch danach. Die Trübung des Schlauches verschwindet natürlich nicht. Mattierung der Oberfläche verschwindet. Der Rauch ist weiß.
Nach dem Kokeln
PVC-Schlauch der gebrannt hat, ist massiv verformt bis formlos, stark verrußt und an den klaren Stellen treten braune Schlieren von Teer auf, der sich in dem geschmolzenen PVC gelöst hat.
Silikon-Schlauch ist bis auf die direkte Brandstelle unverändert. Die Brandstelle ist nicht verrußt, sondern mit einer weißlichen Kruste aus Siliziumdioxid bedeckt.
Kupferdraht
Eine winzige Menge Material wird auf einen Kupferdraht, ein Kupferblech (Centstück) oder in eine Drahtöse gegeben und in der blauen Flamme eines Gasbrenners stark erhitzt, das nennt man Beilsteinprobe und ist ein einfacher qualitativer Nachweis für Chlor in Kunststoffen.
PVC-Schlauch erzeugt kurz eine gelbe Flammenfärbung, die bei steigender Hitze schnell in eine typische sehr intensive und empfindliche Grünfärbung umschlägt. Das ist ein Indikator für Chlor im Kunstoff, PVC eben.
Silikon-Schlauch erzeugt kurz eine weiße Flammenfärbung und zeigt danach keine oder nur eine minimale weiße Flammenfärbung. Grün ist nicht zu sehen.
Glühen in der Flamme
Ein Stück Schlauch wird auf einem Draht in der blauen Flamme eines Gasbrenners durchgeglüht.
PVC-Schlauch brennt und verschwindet dann praktisch spurlos.
Silikon-Schlauch brennt und hinterlässt einen weißen Rückstand, der auch durch noch so starkes Glühen nicht verschwindet. Der Rückstand erinnert von der Form her an den ursprünglichen Schlauch. Es handelt sich um Siliziumdioxid – Quarzsand.
UV-Taschenlampe
Ein Stück Schlauch wird auf einem Taschentuch (kein Schreibpapier!) mit einer UV-Taschenlampe angeleuchtet (es gehen auch Kinderspielzeuge zB die UV-Taschenlampe von Playmobil)
PVC-Schlauch leuchtet deutlich blau oder blau-grün, da das Papiertaschentuch keine optischen Aufheller enthält ist die Farbe deutlich von dem violetten Farbton des Lichtes zu unterscheiden, vom Farbton erinnert das Leuchten an weiße Kleidung im Schwarzlicht.
Silikon-Schlauch zeigt keine Reaktion und nimmt den violetten Farbton des UV-Leuchtmittels und des beleuchteten Taschentuches an.
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