by Dr. Stack van Hay | 22. Juli 2013 23:45
[1]Wie immer beim Umgang mit Lebensmitteln: Händewaschen nicht vergessen! In vier Stunden bei 40 °C wachsen z.B. Salmonellen so schnell wie in 6 Tagen im Kühlschrank. Deine Hände sind voller gefährlicher oder zumindest sehr unappetitlicher Erreger, wenn du sie nicht richtig wäscht.
[2]Ich verwende als Beispiel Tomatensaft. Das Rezept funktioniert aber auch für alle anderen trüben Flüssigkeiten, die wie Tomatensaft, einen hohen Wasseranteil haben: Apfelsaft, Karottensaft, Orangensaft. Bei wasserarmen Pürees ist die Ausbeute zu gering.
Synärese bezeichnet das Kollabieren eines Gels unter Abscheiden eines Teils der wässrigen Phase. Diesen Effekt kann man prima zur Klärung trüber Flüssigkeiten einsetzen, da die meisten Trübstoffe in der Gelphase hängen bleiben, während der wässrige Anteil relativ frei von Trübstoffen bleibt. In der Regel geht durch das Klären natürlich auch die charakteristische Färbung verloren. Tomatensaft und Orangensaft zum Beispiel sehen nach dem Klären fast identisch aus, etwas wie Apfelsaft.
[attention]„Klar“ ist das Gegenteil von „trüb“. Das Gegenteil von „farbig“ ist „farblos“. Durch das Klären wird die Flüssigkeit klar, aber nicht zwingend farblos. Umgekehrt würde die Flüssigkeit durch Entfärben farblos werden, aber nicht zwingend klar.[/attention]
Den Mechanismus kannst du dir so vorstellen: Bei einer hohen Temperatur, sagen wir über 40 °C liegt das Agar Agar quasi gelöst im Wasser vor, die beiden Stoffe sind mischbar, es gibt keinen Grund für eine Trennung.
Unterhalb dieser Temperatur (z.B. 40 °C) würde sich ein Gel mit einem viel geringeren Wassergehalt, vielleicht 30%, bilden. Wenn die Flüssigkeit abkühlt müssten also zwei Sachen gleichzeitig passieren: Das Agar müsste sich irgendwie im Topf von einem Großteil des Wassers trennen (vergleichbar mit dem Absetzen des Öls in frisch gerührter Vinaigrette), gleichzeitig würde es von flüssigem Agar in gelartiges Agar umgewandelt (vergleichbar mit dem Gefrieren von Wasser).
Jetzt ist es aber so, dass das Agar sehr viel schneller erstarrt, als es sich vom Wasser absetzen kann. Es bleibt sozusagen auf zu viel Wasser sitzen, weil es zu schnell fest wird. Dieses Wasser kann es nur an den Rändern ausschwitzen, deswegen geht das sehr langsam.
Wir beschleunigen das Ausschwitzen des Zuviel an Wasser, in dem wir mehr Ränder mit dem Schneebesen erzeugen. Die meisten Trübungen sind so groß, dass sie schon rein mechanisch gar nicht aus dem Agar entkommen können. Das gilt natürlich nicht für die mit dem Schneebesen erzeugten Grenzflächen, weswegen wir uns durch das Wirken mit dem Schneebesen ein paar Trübungen einfangen.
Das Rezept funktioniert auch für alle anderen trüben Flüssigkeiten, die wie Tomatensaft, einen hohen Wasseranteil haben: Apfelsaft, Karottensaft, Orangensaft, Erdbeersaft. Bei Erbsen- oder Kartoffelpüree ist die Ausbeute zu gering. Im Video verwende ich abgepackten Tomatensaft, damit das Rezept reproduzierbar ist. Natürlich kannst Du auch einfach eine Ladung Tomaten oder sonstwas in den Mixer werfen.
Ausschlaggebend für den Erfolg des Rezeptes ist das exakte Einhalten der Temperaturangaben. Natürlich kann das Rezept nach belieben skaliert werden. Zu viel Agar verringert die Ausbeute, zu wenig Agar verschlechtert die Klärwirkung.
Benötigt werden:
Und so geht’s:
Aus Fruchtsäften zum Beispiel transparente Kaltschalen, Frucht- oder Gemüse Consommé. Feine Saucen für Eis oder Pudding und natürlich kann man die geklärten Säfte auch prima als Grundlage für molekulare Rezepte verwenden. Ungewöhnliches Espumas oder Sphärisierungen zum Beispiel.
Aus dem klaren Tomatensaft lässt sich nur durch Abschmecken mit Salz und Zucker und Zugabe von liebevoll hergestellten kleinen Zwiebel- und Knoblauchwürfelchen eine prima Tomatensuppe herstellen. Einlage wie sonst auch.
Source URL: https://drsvanhay.de/safte-klaren-durch-synarese-eines-agar-gels-video/
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